Sonntag, 24. Februar 2013

"Erste Klänge. Gedichte"

Die auf Notenpapier geschriebene Sammlung "Erste Klänge" besteht aus sieben Gedichten. Wolfgang Schoor hat sie seiner späteren Ehefrau Ke Krüll im Juli 1946 geschenkt. Die Texte seien, wie es in der Widmung heißt, "nach langer Schweigezeit" entstanden. Ihr Verfasser war zu diesem Zeitpunkt knapp 20 Jahre alt.












[Vertonungen: Überblick]


Der Liederzyklus Atmen, durch die Kehle des Schilfrohrs nach Texten von Peter Huchel wurde 1992 komponiert. Die Verse

Und Stunden wehn, vom Herbstwind weise,
Gedanken wie der Vögel Reise
Und manches Wort wird Brot und Salz 

stammen aus Huchels Gedicht "Widmung. Für Ernst Bloch", dessen erste Fassung zu Blochs 70. Geburtstag in der Zeitschrift Sinn und Form erschienen war.

Wolfgang Schoor las Sinn und Form regelmäßig. Zwei unveröffentliche Gedichte beziehen sich auf Huchel und die Zeitschrift: "An Theophrast" und "Am 27. September 1962 (für Peter Huchel)".







Samstag, 16. Februar 2013

"Von Untergang und Zuversicht"


Eine Lyrikauswahl mit dem Titel „Von Untergang und Zuversicht“ hat Wolfgang Schoor offenbar 1959 zur Veröffentlichung vorbereitet.  Obwohl eine genauere Auswertung des Nachlasses noch aussteht, ist wohl davon auszugehen, dass sich die Zusammenstellung in ihrer damaligen Form nicht mehr vollständig rekonstruieren lässt. Alle Informationen über die Auswahl stammen bislang aus zwei Gutachten: Das erste ist mit dem Namen Sommer unterzeichnet und trägt das Datum 21. 5. 1959, beim zweiten handelt es sich offenbar um eine Abschrift, der handschriftlich das Datum 17. 6. 1959 hinzugefügt ist. Diesem zweiten Gutachten ist zu entnehmen, dass die Veröffentlichung im Verlag Neues Leben geplant war. Laut Sommer hatte das Typoskript einen Umfang von 83 Seiten.

Sommer zitiert zunächst das der Sammlung vorangestellte Motto:

Schmerz und Gewißheit,
daß die Welt, der ich entstamme,
untergeht.
Glaube und Zuversicht,
daß eine neue, bessere Welt
aufersteht.

Er fährt dann fort: 

Die Gedichte behandeln kurz gesagt die Problematik eines aus dem Bürgertum stammenden Intellektuellen oder Künstlers (Schoor ist von Beruf Komponist), der eingesehen hat, daß seine Klasse nicht mehr das Recht besitzt, die Geschichte zu bestimmen, und der ehrlich bemüht ist, sich die Welt des Sozialismus zu erschließen.

Der Gutachter ist der Auffassung, dass man „aus dem vorliegenden Material eine" sowohl inhaltlich als auch von der literarischen Qualität her überzeugende "kleine Auswahl zusammenstellen“ könne. Doch dann überwiegen die Bedenken: 


Sommer schließt mit der Empfehlung, Schoors Gedichte unbedingt für die Zusammenstellung einer nicht näher bezeichneten Lyrikanthologie zu berücksichtigen. Er nennt mehrere Gedichttitel, die 1960 in Zwischen Last und Straße aufgenommen wurden.

Der Verfasser des zweiten Gutachtens (offenbar eines Außengutachtens) ist der Auffassung, die Texte seien für die jungen Leser des Verlags Neues Leben zu kompliziert. Er glaubt daher, die Auswahl sei "in der Reihe des Verlages Volk und Welt besser aufgehoben" (damit dürfte die Reihe "Antwortet uns!" gemeint sein). Für den Fall, dass Neues Leben den Band machen wolle, schlägt er vor, ihn auf ca. 40 Gedichte zu reduzieren und im Einverständnis mit dem Autor "gründlich zu überarbeiten". Zu den Gedichten, die nach Auffassung des Gutachters für eine Auswahl in Betracht kommen, zählen wiederum einige, die in Zwischen Last und Straße erscheinen. 

In beiden Gutachten sind Gedichte erwähnt bzw. zitiert, die im Nachlass bisher nicht aufgefunden werden konnten (z. B. das von Sommer zitierte Motto). 





Zu "Die Stunde in Peyresq"


Helmut Ullrich:

[...]

Eins fällt mir freilich auf, wenn von der Gestaltung der Gegenwart zu sprechen ist. Es fällt mir auf, daß zwei in Westdeutschland oder doch hauptsächlich da spielende Romane umfassender und gedanklich schärfer sind, daß sie in all ihrer Unvollkommenheit doch zum Zeitpanorama gelangt sind, daß sie eine direktere Verbindung zu den Zeitereignissen haben, daß sie konzentrierter Darstellungen bürgerlicher Psychologien und Bewußtseinswandlungen enthalten, daß sie ein Mehr an gesellschaftlicher Relevanz und ideologischer Diskussion aufzuweisen haben. Ich meine Hanna-Heide Krazes "Üb immer Treu und Redlichkeit..." und Wolfgang Schoors "Die Stunde in Peyresq", Bücher, die farbiger sind, auch spannender, und dabei gedanklich tiefer.

[...]

Oder der Roman von Schoor, der bei allen seinen stilistischen und kompositionellen Schwächen doch ebenfalls eine gesellschaftliche und historische Totalität erfaßt. Der ein erstes großes Panorama vom Denken und Leben westeuropäischer Jugend der fünfziger Jahre ist, in dem große weltanschauliche Dialoge geführt werden, in dem Probleme des christlichen Glaubens in unserer Zeit berührt werden. Dessen Thema jene Verantwortung des Menschen für seine Zeit ist, die eine der wichtigsten geistigen Grundlagen des zeitgenössischen realistischen Romans darstellt.
Und beide Romane berühren denn auch jene Thematik, die eigentlich im Mittelpunkt des Verlagsschaffens vom Union Verlag stehen sollte: die christliche Existenz in der Gegenwart, gesehen aus progressiver Sicht.
Helmut Ullrich: Bilanz und Ausblick. In: Zeugnis und Zeitgenossenschaft. Berlin: Union Verlag, 1968, S. 74-94. (Zitate S. 81-83.)


Günter Wirth:

[PS zu einem Brief an Karl Heinz Berger, in dem Wirth sich zu dessen Roman Nettesheim oder Die Schwierigkeit, ein Held zu werden, Berlin: Union Verlag , 1966, äußert.]

[...]

Übrigens fällt mir auf, daß es manche Bezüge zwischen Ihrem Nettesheim und Wolfgang Schoors Die Stunde in Peyresq gibt. Auch Schoors Roman steht „im Schatten der Domtürme“; die deutsch-französische Problematik spielt eine entscheidende Rolle, und was die „Intellektualität“ angeht, so liegt sie bei ihm noch mehr auf der Hand als bei Ihnen. Es ist interessant, daß ein anderer „junger“ katholischer Autor, einer, der aus Westdeutschland zu uns gekommen ist, dem Ihrigen verwandtes Material zur Gestaltung benutzt hat.

Günter Wirth: Historizität und Intellektualität. In: Zeugnis und Zeitgenossenschaft. Berlin: Union Verlag, 1968, S. 126-131. (Zitat S. 131).



Samstag, 9. Februar 2013

Zu "Zwischen Last und Straße"

Rezension in der Neuen Zeit, Berlin (Zentralorgan der CDU)